Interdisziplinäres Panel und Theorieworkshops (15:00 – 17:30 Uhr):

Das Auftaktprogramm am Sonntag steht ganz im Zeichen einer Auseinandersetzung mit dem Thema Krisen und Transformationen. Neben einem Panel zu Krisen und Transformationen in Mitteldeutschland und  verschiedenen Theorieworkshops besteht die Möglichkeit, sich bereits anzumelden, einen Kaffee gemeinsam mit Kolleg:innen zu trinken, durch die verschiedenen Ausstellungen zu schlendern oder an einer Führung über das historische Gelände teilzunehmen.

Krisen und Transformationen in Mitteldeutschland
(Interdisziplinäres Panel)

Krisen und Transformationen im Mitteldeutschen Revier. Ethnographische Einblicke in Landschaften im Wandel

So. 10.03.24, 15:30 – 17:00 Uhr, Franckesche Stiftungen (Haus 31)

Teilnahme in der Kongressgebühr inbegriffen.

Das Leben im 21. Jahrhundert, so diagnostizieren und diskutieren Wissenschaft und breite Öffentlichkeit, provoziere weltweit Krisen und Transformationen. In einem interdisziplinären Panel verorten wir diesen globalen Moment in der Region Mitteldeutschland und zeigen auf, wie welche Krisen und Transformation hier ge- und erlebt werden. Anhand von ethnographischen Fallstudien identifizieren wir drei zeitgenössische Praktiken, welche Landschaften und Lebenswelten neu gestalten. Erstens zeichnen wir nach, wie der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung durch spezifische Politiken und Programme für einen Strukturwandel (just transition) flankiert wird und welche neuen Praktiken des Regierens provoziert werden. Zweitens konzentrieren wir uns darauf, wie Kategorien von Landschaft, Natur und Kultur in Post-Bergbaulandschaften neu gestaltet und verhandelt werden. Drittens untersuchen wir, wie sich (post-)industrielle toxische Hinterlassenschaften auf lokaler Ebene manifestieren und wie der Umgang mit jenem Erbe adressiert wird. Insgesamt bieten unsere Erkenntnisse situierte Beispiele für das Leben und Überleben in einer von Krisen und Transformationen geprägten Zeit. Welche Fragen und Herausforderungen sich aus diesen Beobachtungen für die Erziehungswissenschaft und den im Anschluss stattfindenden Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft ergeben, steht abschließend zur Diskussion.

Ein Panel des Zentrums für interdisziplinäre Regionalstudien (ZIRS) und des Instituts für Pädagogik an der erziehungswissenschaftlichen Fakultät der MLU Halle

Workshop: Professionstheorie

Erfahrungskrisen als Transformationsanlass? – Theoretische Betrachtungen im Kontext der Professionalisierungsforschung

Referentin: Prof. Dr. Julia Košinár

So. 10.03.24, 15:30 – 17:30 Uhr, Franckesche Stiftungen (Haus 31)

Kosten: 15 €

Aus professionstheoretischer Perspektive kommt der Krise bzw. dem Umgang mit krisenhaften Situationen eine große Bedeutung zu. Ungewissheit, Kontingenz, Risikobehaftetheit und Offenheit sind konstitutive Merkmale des Unterrichts bzw. der pädagogischen Tätigkeit (Luhmann & Schorr 1979; Oevermann 2002; Kurtz 2006; Paseka, Keller-Schneider & Combe 2018). Diese begrenzte Planbarkeit und Kontrollierbarkeit versetzt insbesondere Lehramtsstudierende und junge Lehrpersonen in Krisen, wobei hier einem entdramatisierten Verständnis (Combe & Gebhard 2009) gefolgt werden soll. Mit diesem Verständnis wird mit der Krise ein Spannungsfeld zwischen Nicht-Wissen und Wissen, Nicht-Können und Können beschrieben, in das das handelnde Subjekt durch das Erleben eigener Grenzen der Routine und Bewältigungsmöglichkeit gerät, das aber zugleich „Lernenergie“ bereithält (ebd.).
Im Workshop werden wir uns zunächst mit den „Strukturelementen“ von „Erfahrungsbewegungen“ (Combe & Gebhard 2009: 553) befassen, wie sie die Autoren in Anlehnung an die Theorie des Erfahrungslernens nach Dewey ausgeführt haben. Dieses Modell wurde bereits für die Professionalisierungsforschung angewendet (Košinár 2014; Schmid 2021) und erweist sich als tragfähig, um Entwicklungslinien empirisch nachzuzeichnen. Veränderungsprozesse werden hier zunächst deskriptiv beschrieben und erst durch das Anlegen von Professionalitätskonstruktionen (z. B. Entwicklungsaufgabenkonzept, Keller-Schneider & Hericks 2011; strukturtheoretische Heuristik, Kramer & Pallesen 2019) normativ gewendet.
Im zweiten Teil des Workshops befassen wir uns damit, inwiefern die Eröffnung des Neuen, das im Zuge der Bearbeitung und Lösung von Krisen entsteht, Hinweis auf einen Transformationsprozess gibt. Längsschnittstudien in der Lehrer:innenbildungsforschung weisen übereinstimmend daraufhin, dass sich aufgrund hoher Stabilität inkorporierter Strukturen und Prägungen kaum Transformationen abbilden (z. B. Hericks et al. 2018; Košinár 2019; Košinár & Laros 2020). Kramer (2013) hat – bezogen auf Schüler:inhabitus – verschiedene Reproduktions- und Transformationsmodi vorlegt.
Anhand deskriptiv beigezogener Fallbeispiele von Referendar:innen wird sowohl der Krisenlösungsprozess nachgezeichnet als auch der Frage nachgegangen, inwiefern erkennbare Bewegungen in der Kategorisierung von Kramer verortet werden können. Teilnehmer:innen können gern eigene empirische Beispiele deskriptiv einbringen. Informationen zum genauen Ablauf und in Bezug auf die Vorbereitung erhalten die Teilnehmenden rechtzeitig vor dem Workshop per E-Mail.

Workshop: Systemtheorie

Krisen und Transformationen aus Sicht der Systemtheorie – Eine multidimensionale Perspektivierung vor dem Hintergrund sozialraumorientierter Schulentwicklung(sforschung)

Referent: Dr. Matthias Forell

So. 10.03.24, 15:30 – 17:30 Uhr, Franckesche Stiftungen (Haus 31)

Kosten: 15 €

Krise ist – insbesondere in herausfordernden Zeiten – ein viel strapazierter Begriff. Seine Verwendung ist zumeist uneinheitlich und sein Gebrauch oft verbunden mit der Warnung vor den (antizipierten) katastrophalen Folgen. Dies zeigen nicht zuletzt Komposita wie Klimakrise oder Coronakrise, aus deren Wortschöpfung sich der übergeordnete Gegenstand ableiten lässt, mit denen die so bezeichnete Krise in Verbindung steht. Die titelgebenden Sammelbezeichnungen benennen häufig die (angenommenen) Ursachen bzw. Auslöser von Krisen oder heben hervor, auf welche Bereiche die (erwarteten) Auswirkungen einen gravierenden Einfluss haben werden. Diese eher pejorative Krisenwahrnehmung manifestiert sich in ihrem einschneidenden Charakter, die den gewohnten und gewünschten Ordnungsrahmen eines Systems in vielfältiger Weise herausfordert. Durch die substanzielle Störung dessen funktioneller Ordnung stellen Krisen in einem solchen Verständnis nicht selten eine existenzielle Bedrohung für Systeme dar.
Für ein differenziertes Verständnis sowie als Instrument zur Klassifizierung und Einordnung krisenbezogener Ursachen und Auswirkungen wird in diesem Workshop eine systemtheoretische Perspektivierung auf die zeitliche, räumliche und strukturelle Dimension von Krisen vorgenommen. Die damit aufgespannte Taxonomie der Krise wird in der Folge entlang dieses Analyserasters auf verschiedene Krisensituationen im schulischen Kontext angewendet und als integraler Bestandteil gesellschaftlicher Systeme sowie als Marker für die Notwendigkeit von (punktuellen) Reformen gedeutet. Unter Berücksichtigung des Spannungsverhältnisses von Schule als autopoietisch geschlossenes selbstreferenzielles (soziales) System bei gleichzeitiger partieller selektiver Öffnung zu seiner (komplexen) Umwelt kommt der Wahrnehmung des schulischen Sozialraums eine besondere Bedeutung zu; insbesondere vor dem Hintergrund von (erzwungenen) strukturwandelnden Transformationsprozessen, die mit dem Verlust der spezifischen Identität des Systems (Einzel-)Schule einhergehen (können).
Besondere theoretische oder empirische Vorkenntnisse sind keine vonnöten. Ebenso bedarf es keiner spezifischen Vorbereitung. Die systemtheoretischen Grundlagen werden wir ebenso wie deren begriffliche Einordnung im Kontext von Krise und Transformation im Workshop gemeinsam erarbeiten.

Workshop: Bildungstheorie

Transformation und Krise aus Sicht der Bildungstheorie

Referentin: Prof. Dr. Hans-Christoph Koller

So. 10.03.24, 15:30 – 17:30 Uhr, Franckesche Stiftungen (Haus 31)

Kosten: 15 €

Ist derzeit in der Erziehungswissenschaft die Rede von Bildung, so gilt als „bildungstheoretische Konsensformel“ (Thompson & Jergus 2014: 14), dass sie wesentlich als Transformation von Selbst- und Weltverhältnissen zu verstehen ist. Dieses Verständnis hat sich – zum Teil unterschiedlich ausgelegt – vor allem im Kontext der bildungstheoretischen Biografieforschung durchgesetzt (Koller 2018). Die zentralen Annahmen lauten dabei, dass Bildung als krisenhaftes Geschehen aufzufassen ist, das die Entwicklung eines neuen Selbst- und Weltverhältnisses herausfordert, wobei Bildung von einem einfachen, additiven (Dazu-)Lernen abgegrenzt wird, bei dem bestehende Selbst- und Weltverhältnisse lediglich modifiziert, bestätigt oder erweitert werden. Mit dieser gegenwärtig dominierenden Theoriekonzeption ist Bildung hauptsächlich im Zusammenhang mit diskontinuierlichen Erfahrungen denkbar, die gewohnte Selbst- und Weltverhältnisse infrage stellen, Reflexionen anregen und darauffolgende Veränderungen von Selbst- und Weltverhältnissen initiieren. Wobei dies als Gegensatz zu bestätigenden Erfahrungen postuliert wird, die lediglich zu einer eher unreflektiert ablaufenden Fortsetzung des Gewohnten führen und damit nicht als bildende Erfahrungen anzusehen seien.
Durch dieses Theorieverständnis wird der bildungstheoretische Blick dabei jedoch nicht nur auf „spezielle Figurationen begrenzt“ (Fuchs 2015: 19), sondern dieses trägt auch dazu bei, dass nur sehr wenigen Subjekten Bildungsprozesse ‚attestiert‘ werden können, womit sich die Frage stellt, wessen Bildungsprozesse auf diese Weise in den Fokus der bildungstheoretischen Reflexion und empirischen Analysen kommen können.
Der Workshop richtet sich sowohl an theoretisch interessierte als auch empirisch forschende Teilnehmer:innen, führt in die zentralen Argumente der Bildungskonzeption ein und diskutiert anschließend die damit einhergehenden theoretischen Engführungen und blinden Flecken. Informationen zum genauen Ablauf und in Bezug auf die Vorbereitung erhalten die Teilnehmenden rechtzeitig vor dem Workshop per E-Mail.

Führung über die Franckeschen Stiftungen

Bildungskosmos seit 1698: Rundgang durch die Franckeschen Stiftungen

So. 10.03.24, 15:30 – 17:00 Uhr

Treffpunkt: Franckesche Stiftungen, Historisches Waisenhaus, Haus 1

Teilnahme in der Kongressgebühr inbegriffen.

Mit dem Bau des Waisenhauses legte August Hermann Francke den Grundstein für ein weltumspannendes Reformvorhaben. Was 1698 als Armen- und Waisenanstalt begann, entwickelte sich innerhalb von 30 Jahren zu einer einzigartigen Schulstadt mit globaler Reichweite. Der Rundgang durch die Franckeschen Stiftungen macht mit ihrer Geschichte und Gegenwart bekannt und führt über das historische Gelände des von Fachwerkbauten umgebenen Lindenhofes zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Denkmälern. Natürlich zeigen wir Ihnen hier auch die Höhepunkte von Franckes Schätzen im einzigen vollständig erhaltenen barocken Kuriositätenkabinett Deutschlands sowie im Kulissenmagazin der Historischen Bibliothek.

© DGfE-Kongress 2024

Begrüßungsabend (18:00 – 19:30 Uhr):
Die Stadt Halle in Krisen und Transformationen

Gemeinsam mit dem DGB Revierwende-Projekt laden wir Sie herzlich zu unserem Begrüßungsabend im Stadthaus Halle (Marktplatz 2, 06108 Halle) ein.

Der Begrüßungsabend ist Anlass und Möglichkeit über das Kongressthema „Krisen und Transformationen“ in Bezug auf regionale Perspektiven ins Gespräch zu kommen. Für einen anregenden Austausch wird es nach einem Grußwort der Vertretung der Stadt Halle und einem musikalischen Rahmenprogramm des Stadtsingechors thematische Impulsvorträge geben. Vorgestellt werden das DGB Revierwende Projekt, das Smart City Projekt der Stadt Halle sowie die Translationsregion für Digitalisierte Gesundheitsvorsorge der MLU Halle. Wir starten den Abend mit einem Sektempfang, welcher vom Barbara Budrich Verlag gesponsert wird. Für Getränke und einen kleinen Snack in Form eines Fingerfoodbuffets ist gesorgt.
Hier finden Sie das Buffetmenü:

© DGfE-Kongress 2024

Kulturabend (ab 20 Uhr):
Krisen und Transformationen in Lesungen, Theater und im Kino

Im Anschluss an den Begrüßungsabend haben wir für Sie ein Kulturprogramm zusammengestellt, in dessen Rahmen sich auf einer weiteren Ebene mit dem Kongressthema auseinandergesetzt wird. Wir freuen uns, den Kongressteilnehmenden subventionierte Tickets von 8,00 € je Kulturveranstaltung anbieten zu können.

Buchvorstellung: “Randgebiete – Geschichten von drüben”

Der Fotograf Ulrich Kneise wird Fotos aus seinem Band “Randgebiete – Geschichten von drüben” vorstellen und besprechen.

Kosten: 8€

Beginn: 20:15 Uhr

Lichthaus, Dreyhauptstraße 3, 06108 Halle (Saale)

Theater: Faust als Solo

Faust als Solo


Die Volksbühne Kaulenberg bringt kleine Theaterformate mit viel Nähe zum Publikum auf die Bühne. Der Anspruch ist, sich mit bildgewordenen Argumenten an gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen. Das Stück „Faust als Solo“ ist als semantisch-humoristischer Abend konzipiert. Der Schauspieler Jonas Schütte versucht, in Personalunion aller Figuren zu ergründen, was Faust uns heute noch bedeutet und was er mit uns zu tun hat. Er lässt dafür Faust, als ein Sinnbild für den alten weißen Mann und dafür, was dieser sich so alles rausnehmen darf, unterhaltsam in Interaktion mit Gott und Teufel treten.

Kosten: 8€

Beginn: 20:15 Uhr

Volksbühne Kaulenberg (Website), Kaulenberg 1, 06108 Halle

Kino: Mediterranea

„Mediterranea – Refugees Welcome?“

Obwohl er uns an ihrer Tortur teilhaben lässt, maßt der Film sich nicht an, seine Protagonisten am Ende zu „kennen“, sondern liefert stattdessen ein komplexeres und forderndes Porträt.

Die Überfahrt mit einem Schmugglerboot überleben die beiden nur knapp. Angekommen in Italien stoßen die beiden auf ein feindseliges Klima, das die Eingewöhnung an ihr neues Leben schwierig macht. Auf einer Plantage finden sie schließlich Arbeit und neue Freunde, doch als es zu gewaltsamen Übergriffen gegen Einwanderer kommt, steht für Ayiva und Abas alles auf dem Spiel.

In MEDITERRANEA – REFUGEES WELCOME? werden die Hintergründe der Unruhen in Rosarno 2010 aufgearbeitet, bei denen mehr als 60 Menschen verletzt wurden und tausende Migrantinnen und Migranten evakuiert werden mussten.

OmU mit deutschen Untertiteln.

Kosten: 8€

Beginn: 21:00 Uhr

ZAZIE KINO Bar (Website), Kleine Ulrichstraße 22, 06108 Halle

© Thomas Ziegler
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